Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
Ein Band dokumentiert nun das Werk des Schweizers, der sich in seinen Anfängen der späten Sechzigerjahre ganz auf die Makrofotografie konzentrierte. Er setzte Orchideen, Mohnblumen, Tulpen, Krokusse ins Bild, jedes Blatt, jeder Flügel penibel ausgeleuchtet. Wir sehen Libellen, Schnecken, Marienkäfer, Bienen als Riesen in ihrer «schönen, kleinen Welt». Danach rückten Menschen im Zürcher Hauptbahnhof in den Blick des Fotografen: Passanten und Wartende jeden Alters, jeder Abstammung und unterschiedlichster Aufmachung. Dabei offenbart Chassot ein Auge für subtile Komik, für Intimität und Leid im Gewusel eines Verkehrsknotenpunkts, an dem sich Gottes Tierpark über den Weg läuft. Parallel zur Leidenschaft für Ballettfotografie entwickelte Chassot von 1979 an, nach der Geburt der ersten von drei Töchtern, einen teilnehmenden, aber kompositorisch ambitionierten Blick auf Kinder. In seiner bislang anhaltendsten Werkphase widmet sich Chassot gebauten Spielräumen, Gebäuden, die, wie er sagt, «als heterogene Formenkonglomerate konzipiert sind».
Hannes Hintermeier
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Journal21
Wenn der Moment kommt, in dem sich alles fügt, erlebt er Glück. Um diesen magischen Augenblick zu beschreiben, zitiert er den Physiker Werner Heisenberg, der in Bezug auf seine Forschungen insbesondere im Zusammenhang mit der Quantenphysik schrieb: «In dem Moment aber, in dem die richtigen Ideen auftauchen, spielt sich in der Seele dessen, der sie sieht, ein ganz unbeschreiblicher Vorgang von höchster Intensität ab. Es ist das staunende Erschrecken …, mit dem die Seele sich gleichsam an etwas zurückerinnert, was sie unbewusst doch schon immer besessen hatte.»
DIE SORGFALT IM DETAIL
Etwas fotografieren, was schon innerlich in ihm schlummert: Die daraus resultierende Gestaltungskraft gibt den Bildern von Marcel Chassot ihren unverwechselbaren Charakter. Es sind Feste der Farben und Proportionen, und zugleich vermittelt sich der Eindruck grösster Stimmigkeit. Nie geht es um blosse Effekte, sondern man spürt die sorgfältige Arbeit an jedem Detail.
Stephan Wehowsky
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fotointern.ch
So ist nun eine Retrospektive mit fünf Kapiteln, beziehungsweise Motivbereichen entstanden, welche die Vielfalt seiner fotografischen Kreativität zum Ausdruck bringen: «Florale Skulpturen im Spiel von Licht und Schatten», «Schöne kleine Welt», «Menschen im Kaleidoskop», «Architektur als Skulptur» sowie «Epilog – Ästhetik des Zerfalls». Marcel Chassot hat sich während einem halben Jahrhundert mit besonderer Aufmerksamkeit und Perfektion diesen Themen gewidmet. Das Buch ist ein Kondensat daraus und zeigt die besten seiner Bilder.
Für wen ist dieses Buch? Dieser Bildband ist mehr als eine Retrospektive über fünf Jahrzehnte kreativen Schaffens eines Perfektionisten und Künstlers. Marcel Chassot will uns die Welt der Farben und Formen, die fotogenen Augenblicke sowie die Faszination von Kleinstmotiven und sein Spiel mit dem Licht näherbringen und ist so Vorbild für viele, die in der Fotografie dieses hohe Niveau in Gestaltung und Lichtführung, sowie im Erfassen der besten Augenblicke erreichen wollen.
Urs Tillmanns